Erlpeter - Kulturblatt für Pirna
 
Artikel aus Erlpeter Nr. 34, April 2004,
"Die Personenschifffahrt auf der Oberelbe nach dem 2. Weltkrieg"

Boonkaffee mit Erlbeetrwassr - Ein Hochgenuss vor 50 Jahren

Als’sch wiedermaa meine Hausoffgaam bei dr Oma in dr Schloßstraße machen musste, und ich mich schon off’s Kreisln gehen gefreut hadde, klinglt’s und de Bonnessns aus Dresdn stehn vor dr Diere. Da wußt’sch glei, nuu hat de Oma wiedr irgend eene Offgabe for mich.

Nachdem das übliche Zeromonjell mit: ordntlich gutn Daach saachn, was de Schule macht orzähln und Stube fix offräum vorbei war, saachte de Oma: „Nu ihr Liebn, mir trinken dann glei ne guute Tasse Kaffee!“ Währnd dr Opa mit den Bonnessns in dr guutn Stube vorschwand, grischte ich de Kaffeemühle zwischn de Kniee geklemmt und in denn Blechdeckl off dr Obrseite kaam de Kaffeeboon von Schmole nein.

Am Anfang hat’s mir noch Spaaß gemacht, de Kurbl zu drehn, abr wie’sch nach e paar Minuutn ma vorsichtsch untr denn Decklguckte, war noch garni viel durchgemöllrt. Da hab’sch de Drehzahl gesteichrt und de Oberschenkl noch mehr zesamm gedrückt. Dadorbei kaam’s ni bloß eemaa vor, dass’sch mor de Haut zwischn dr Mühle und’m Stuhl einquetschn daat. Zum Glück kaam dr orlösnde Offtraach von dr Oma: “So, das langt erscht maa, denn Rest mach’sch selbr, kannst jetz Erlbeetrwassr hooln gehen.“

Da zooch’sch nuu los mit dem Henklkruuch und hörte noch, de Oma wie jedsmaa hintrher rufn: „Geh abr an d’n altn Brunn’!“ Zum Erlbeetr wars ja zum Glück ni weit – bloß um de Hausecke numm, am Teuflserkr vorbei und dann an denn altn Brunn’ mit denn Sandsteenmännl obndrübr. Am liebstn hädd’sch natürlich am neun Brunn’ off dr andorn Seide eingelassn, weils dorte viel schnellr raus kaam, hab’s mor abr dann doch ni getraut.

Also hieß’s wiedr: Töppl off de Eisnstäbe stelln und wartn bis dr Kruuch voll is. Manchmaa, wenn so e elendr Wind ging, da hadd’es den Strahl zorr Seide geblasn und ich musste sehn, wie’sch das Wassr nein grischte. Na ja, wie’r dann endlich voll war, ging’s heem zr Oma.

Die schüttete das Wassr in en Emalietopp und stellt’n off’n Gasherd. In e paar Minutn kochte das Wassr. Nuu nahm’se enne Kelle aus Aluminium und goß mit der das heiße Wassr in denn Kaffeedrichtr, der voll Kaffeepulvr war. Der frisch gemahlne Boonkaffe roch so rischt’sch schön aromatsch. Off’m Stuumdisch standn schon de Sammltassn.

Da de Oma immr noch e paar andre Sachn ze tun hadde, durfte ich diesmaa alleene heißes Wassr nachschüttn. Einfach war’s ni grade, denn wenn’sch ze viel indr Kelle hadde, da lief’s drübr naus und wenn’sch ze wenich nachgab wurd’s Pulvr trockn und das durfte nuu glei garni sein. Die Porzellankanne füllte sich nuu langsam mit frisch’m Boonkaffee. Als se dann voll war, kam dr Trichtr runtr und dr Porzellandeckl droff.

Nuu war dr Kaffee fertsch – fast, denn mit ’m großn Löffl hat de Oma noch maa umgerührt und dr Kanne en Troppnfängr umgebundn damit se ni kleckrn tut. Jetz kaam mei letztr Offtritt, nämich de Kanne in de guute Stube traachn. Dr Opa saachte nuu wie immr zu Bonessns: “Der Kaffe wird Euch gutt schmeckn, is’ nämmich mit Erlbeetrwassr gekocht!“

Wolfgang Bieberstein